Mittwoch, 1.8.2012, 16.00 Uhr
Yvonne hat heute eine Stunde selbstständig geatmet!
Durch die Gabe von Antibiotika konnte das Fieber auf 37,7 °C gesenkt werden.
Dafür war Yvonne's Blutdruck heute nicht konstant.
Beim Umlagern hat sich Yvonne -auch durch aufsteigendes Sekret- so aufgeregt, dass der Blutdruck bis auf 270 kletterte. Um diese Extrembelastung aufzufangen, wurde Yvonne von ihrem Krankenpfleger für 10 Minuten ins Land der Träume geschickt...
Wir haben Yvonne heute mit dem Igelball massiert und ihr aus der Mädchen-Zeitschrift vorgelesen. Sie hat zugehört und ist dabei entspannt eingeschlummert.
Donnerstag, 2.8.2012, 16.00 Uhr
Als wir heute das Krankenzimmer der Intensivstation betreten, sehen wir nach einer Woche, wie unser Mädchen wieder selbstständig atmet!
Der Krankenpfleger berichtet, dass Yvonne heute bereits 6 Stunden Eigenatmung praktiziert hat und während unserer Besuchszeit steht das Beatmungsgerät auf Stand-By-Modus.
Yvonne's Herzfrequenz und ihr Blutdruck sind dafür hoch, aber das ungewohnte Atmen durch das Tracheostoma erfordert auch mehr Energie von ihr. Eine Blutgasanalyse ergibt, dass der 02/CO2-Austausch gut ist.
Uns als Eltern bleibt, unser starkes Mädchen zu ermuntern, zu motivieren und ihr die nötigen Streicheleinheiten zukommen zu lassen.
Freitag, 3.8.2012, 16.00 Uhr
Yvonne kämpft und trainiert fleißig weiter. Seit 7.00 Uhr atmet sie selbstständig und sie soll die Eigenatmung bis 20.00 Uhr durchhalten. Ihre Atemfrequenz ist dabei mit 40 bis 50 Atemzügen pro Minute recht hoch. Entsprechend bewegt sich ihr Blutdruck zwischen 170/50 bis 180/60.
Die Herzfrequenz liegt bei 70 – 75 und die Sauerstoffsättigung bei 95 %. Sie scheint sich langsam an das Atmen mit Tracheostoma zu gewöhnen. Die Ärzte haben das Schmerzmittel (Sufenta) von 2,0 ml/h auf 1,5 ml/h herabgesetzt und wollen es langsam ausschleichen lassen.
Yvonne regt sich sehr auf, wenn sie husten muss und mag sich auch nicht gern absaugen lassen. Wenn man bedenkt, dass sie in einer fremden Umgebung ist und immer wieder andere Menschen sie versorgen, ist das gut zu verstehen.
Yvonne genießt dann unsere gewohnten Griffe, Berührungen und die vertraute Zuwendung, mit der wir sie in der kurzen Besuchszeit verwöhnen können. Sie wird dann ganz entspannt und kann sich zumindest zeitweise fallen lassen.
Wir sind stolz auf unsere Tochter, die in den letzten zehn Tagen erwachsen geworden ist.
Samstag, 4.8.2012, 16.00 Uhr
Yvonne ist heute unruhig, als wir ihr Zimmer betreten. Sie verzieht immer wieder weinerlich das Gesicht und bewegt Arme und Beine.
Erst nach einigen vorgelesenen Seiten aus dem Buch „Liliane Susewind“ Tiger küssen keine Löwen beruhigt sie sich.
Das 13stündige Atemtraining gestern war erfolgreich, also wollen die Ärzte es heute auf 15 Stunden ausweiten. Yvonne's Atemzüge kommen in Ruhezeiten auf eine normale Frequenz von 25 – 30 x/min.
Das Schmerzmittel ist von 1,5 ml/h auf 1,0 ml/h herabgesetzt worden; die kontinuierliche Kaliumzufuhr ist unverändert bei 2,5 ml/h.
Die Körpertemperatur wird mit 37,2 °C gemessen. Soweit so gut!
Plötzlich verzieht Yvonne wieder ihr Gesicht. Die Krankenschwester ist sicher, dass es sich dabei nicht um Schmerzen handelt, sondern um ein Weinen.
Der Puls geht auf 250/150 und die Herzfrequenz steigt auf 110.
Die Krankenschwester zeigt sich recht entspannt, aber wir als Eltern können schlecht damit umgehen. Einerseits ist es natürlich positiv, solche Regungen zu beobachten. Aber leider geht jede Besuchszeit auch einmal zu Ende. So verabschieden wir uns nach einer am Wochenende bereits ausgedehnten Besuchszeit von zweieinhalb Stunden schweren Herzens für heute von Yvonne.
Sonntag, 5.8.2012, 15.00 Uhr
Heute empfängt uns Yvonne mit Entspannungsmusik. Trotz Antidekubitus-
Matratze wird sie regelmäßig gelagert, um Druckstellen am Körper durch das lange Liegen zu vermeiden. Jetzt liegt sie auf ihrer Lieblingsseite und schaut uns direkt an.
Das Schmerzmittel ist nochmal heruntergesetzt worden und wird nun mit 0,5 ml/h verabreicht. Damit sich nicht soviel Speichel bildet und das lästige Absaugen reduziert wird, hat man Yvonne ein kleines, rundes Scopoderm-Pflaster hinter die Ohren geklebt.
Der Blutdruck liegt bei durchschnittlich 150/50 und ihre Körpertemperatur beträgt 37,2 °C – 37,5 °C. Ihre Atemfrequenz liegt bei circa 30 x/min.
Wir freuen uns, von der Krankenschwester zu hören, dass das Atemtraining gestern sogar auf 17 Stunden ausgeweitet werden konnte, da Yvonne recht entspannt selbstständig geatmet hat. Das soll heute noch getoppt werden.
Yvonne wird erstmal mit Nacken-, Kopf-, Arm- und Beinmassage belohnt und sie genießt unsere aufmunternden und lobenden Worte. Dabei
schließt sie immer wieder ihre Augen und schläft fast ein.
Doch dann ertönt entweder ein Piepen, Klingeln, Surren oder ein anderes Alarmzeichen. Yvonne reagiert ziemlich genervt auf diese Geräusche und schlägt sofort die Augen auf. Schön, dass Yvonne wieder so gut hören kann!
Montag, 6.8.2012, 16.00 Uhr
Yvonne atmet seit gestern morgen durchgehend selbstständig.
Sie bekommt kein Schmerzmittel mehr und auch der zentrale Katheder ist gezogen worden.
Yvonne schläft, als wir ins Zimmer kommen. Der Oberarzt ist zufrieden mit der Entwicklung und möchte Yvonne noch ein paar Tage ohne Zugabe von Sauerstoff und ohne Schmerzmittel an die realen Alltagsbedingungen gewöhnen.
Das erforderliche veränderte Atem- und Hustenverhalten ist für Yvonne noch nicht selbstverständlich. Sie erwacht, muss husten und regt sich dabei so auf, dass ihr Blutdruck auf 330/150 ansteigt und sie ein Beruhigungsmittel (Diso) bekommt.
Man merkt Yvonne deutlich an, dass der Aufenthalt auf der Intensivstation für sie sehr anstrengend ist.
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